Montag, 2. Mai 2022

Am Mann dabei

Meine Schwimmweste hat ziemlich viele Taschen - aber auch das sind natürlich noch zu wenige. Ich habe die Weste mal genommen und alle Taschen ausgeleert. Das Ergebnis sieht man hier:


  1. Die Schwimmweste ist von Palm und der Typ ist Kaikoura. Ich bin sehr zufrieden mit ihr. Ich habe sie seit 2010 im Einsatz (also aktuell genau zwölf - in Worten 12! - Jahre. Und alle Reißverschlüsse funktionieren noch wie am ersten Tag!
  2. Sehr laute Signalpfeife. Hier gibt es durchaus Unterschiede und es ist lehrreich, einmal auszuprobieren, wie weit man sie bei steifem Wind hören kann (nämlich nicht  so weit!).
  3. Wo Benzel sind, ist auch ein Messer! Ich habe bereits Unmengen an Messern verschlissen, weil das Salzwasser sie alle der Reihe nach zernichtet hat. Dieses ist aus Titan und zeigt nach etlichen Jahren noch keine Korrosionsspuren. Es muss komplett mit einer Hand bedienbar sein: vom An-den-Start-bringen bis zum Verstauen. Die Spitze habe ich am Schleifstein entschärft, damit es keine dummen Unfälle gibt.
  4. Signal-Tröte. Gibt einen Ton ab, wie man ihn von Schiffstyphonen kennt. Ist manchmal besser zu hören, als eine schnöde Trillerpfeife. Verzichtbar, wenn man stattdessen eine verlässliche und laute Trillerpfeife hat.
  5. Nussmischung. War halt gerade in meiner Weste. Ich habe aber immer irgend etwas zur Blutzuckerauffrischung in der Weste.
  6. Peilkompass. Nutze ich tatsächlich selten an Bord - im wesentlichen zu Ausbildungszwecken.
  7. Ganzkopf-Neoprenhaube. Kein Rollentraining ohne diese Haube! Im Winter nutze ich sie tatsächlich auch schon mal als Bekleidungsstück.
  8. Elektronische Seenotfackel (MK3 ODEO FLARE). Ich bin es leid, andauernd explosive Seenotraketen zu kaufen, um sie entweder Sylvester (illegal) oder gegen Entgelt (legal) zu entsorgen. Nachts mag eine elektronische Fackel sehr weit tragen, aber ich bin skeptisch, was die Sichtbarkeit tagsüber angeht. Leider ist das mit dem Ausprobieren etwas schwierig, weil sie halt ein SOS-Signal absetzt 😐
  9. Wasserdichte Uhr. Für mich mindestens ebenso wichtig wie der Kompass. Wobei der Kompass für mich tatsächlich echt wichtig ist!
  10. Dog-Light (Orbiloc). Ist bis 100m wasserdicht. Als Alternative für Knicklicht.
  11. Universal-Schlinge. Benutze ich als Steigbügel zur Unterstützung beim Wiedereinstieg, aber auch, um die Achse meines Bootswagens direkt mit dem Süllrand zu verbinden (beschreibe ich später einmal - ist aber auf jeden Fall eine große Hilfe, wenn man echt am Boot ziehen muss und der Bootswagen bleiben soll, wo er ist. Z.B. über einen steinigen Strand oder durch tiefen Schlick oder Sand.
  12. Neopren-Kopfhaube. Diese hier ist eher für andere Paddler, denen kalt geworden ist oder kalt zu werden droht.
  13. Das obligate Snikkers 😊
  14. Wasserfestes Pflaster
  15. Sonnenmilch. Echt wichtig!

Nicht aufgeführt sind 

  • Mütze. Im Sommer leichte Schirmmütze mit Nackenschutz, im Winter eine Fliesmütze.
  • Etwas zu trinken. Bei mir steckt immer eine Halbliter-Flasche Isogetränk seitlich in der Schwimmweste. Bei ausgedehnteren Touren führe ich auch ein Camel-Back unter dem Netz auf dem Heck mit mir. Der Schlauch reicht dann bis in den Mund. Auf keinen Fall stecke ich den Camel-Back in die Schwimmweste, obwohl deren Rückentasche dafür geeignet und wohl auch gedacht ist. In diesem Fall drückt das gesamte Gewicht des Wassers (2 Liter, wenn er voll ist) auf meine Schultern. Das möchte ich nicht.
  • Natürlich habe ich auch immer noch einen Foto-Apparat dabei (steckt vorne in der Schwimmweste)
  • Dazu kommen je nach Umständen noch Funkgerät, GPS-Gerät und Smartphone!

Sonntag, 1. Mai 2022

Auf Tour dabei

Es gibt eine Reihe von Ausrüstungsgegenständen, die man eigentlich nie braucht - aber leider braucht man sie nur dann nicht, wenn man sie auch dabei hat! Im Grunde sind das alles Dinge, die einen aus Umständen retten, in die man eher lieber nicht hinein gerät, oder bei denen einfach etwas nicht geradeaus gelaufen ist. Wenn man also sicher ist, dass alles immer geradeaus läuft, kann man diese Gegenstände eigentlich auch zu Hause lassen 😊

Ich habe hier mal aufgelistet, was ich so auf einer mehrtägigen Gepäcktour mitnehme.

  1. Einfaches Handy. Eigentlich nur ein Ersatz, denn was dieses Handy kann, kann mein Smartphone auch. Aber sein Akku hält länger - und es kann vor allem telefonieren! Es hat eine alte Prepaid-SIM-Karte und nimmt nicht viel Platz weg. Ist sehr gut verzichtbar.
  2. Smartphone (natürlich in wasserdichter Hülle). Mittlerweile gibt es so gute Apps, dass es auch während der Fahrt an Deck eine gute Hilfe ist. Unerlässlich für den Wetterbericht, für den ich früher das UKW-Radio mitgeführt habe.
  3. VHF-Funkgerät (Rufzeichen und registrierter "Schiffsname" sind an der Seite aufgeklebt). Ist in Deutschland eher unüblich, in England eher die Regel. Benötigt Lizenz und Registrierung. Sehr verlässlich, um mit dem Schiffsverkehr im Revier Kontakt aufnehmen zu können. Meines hat einen "roten Knopf", der automatisch einen DSC-Notalarm auslöst und dabei auch die aktuelle GPS-Position überträgt. Ist wasserdicht, aber ich fahre es trotzdem in einer wasserdichten Hülle. Verzichtbar.
  4. GPS-Gerät. Trotzdem die modernen Smartphones über GPS verfügen, finde ich mein echtes GPS-Gerät immer noch verlässlicher und deutlich besser abzulesen. Die Funktionalität XTE und CTS habe ich noch auf keiner App gefunden - mein GPS-Gerät kann sie! Verzichtbar.
  5. Rettungsbeutel. Das ist eine riesige, orange Plastiktüte, die an Land als Windschutz dienen kann und im Wasser (schwimmend) zum einen die Sichtbarkeit deutlich erhöht, zum anderen das Auskühlen vermindert, weil sie den Wasseraustausch unterbindet.
  6. Stormshelter. Orange Plastik-Hülle, in die man sich mit mehreren (hier zwei) Personen zurückziehen kann. Hält effektiv den Wind ab und wärmt sich sehr schnell auf. Unverzichtbar bei Pausen in kalter Witterung oder bei Wind.
  7. Erste-Hilfe-Set. "Fortgeschrittene Ausführung" 😊
  8. Kräftige Mülltüte, Gummi-Bänder und Feststeller (sowas wie hier. Ich bastle mir öfter mal Dinge selbst. ExtremTextil ist eine gute Adresse für entsprechendes Zubehör). Als Ersatz für verloren gegangene oder defekte Lukendeckel. Sehr wirksam!
  9. Tragegurte. Wirklich einfaches Wundermittel, um vollbeladene Boote transportieren zu können, ohne Bandscheibenvorfälle zu riskieren. Allerding benötigt man mindestens drei Leute, um wenigstens einen von ihnen einsetzen zu können.
  10. Schleppleine. Gehört natürlich an die Paddlerin!
  11. Paddelfloat. Habe ich nur, weil ich es günstig geschossen habe. Es ist aber immer eine gute Idee, einen Plan B zu haben, wenn die Rolle mal nicht funktioniert. Es bedarf unbedingt der Übung, einen Wiedereinstieg damit zu praktizieren. Dieses Exemplar funktionert auch als Deckstasche (erwähnte ich schon das Prinzip "clean deck"?)
  12. Peilkompass. Habe ich immer in der Schwimmweste. Erleichtert es, Peilungen zu nehmen - dann muss man nicht immer das gesamte Boot rumdrehen - oder  es an Land über die Seekarte halten!
  13. Duck-Tape
  14. Wasserfestes Klebeband
  15. Cellophan-Folie
  16. Plastik-Handschuhe
  17. Zwei unterschiedliche Sorten Putty. 
  18. "Dachdecker-Klebefolie". Die Positionen 13-18 sind das "Erste-Hilfe-Set" für das Boot.
  19. Nico-Signal-Gerät. Ist hier eigentlich nur aufgeführt, um von seiner Verwendung abzuraten!
  20. Knicklicht. Ich habe immer eines in meiner Schwimmweste und eines in meinem "Notfallkoffer". Leistet gute Dienste, Paddler, Boot oder Kompass dezent und blendfrei zu beleuchten, wenn man mal durch die Nacht fahren muss - oder will - natürlich nur im Ausland (siehe SeeSchStrO!).
  21. Unterschiedliche Signalraketen. Allesamt Scheinpflichtig.
  22. Nebelkerze. Signalraketen dienen dazu, Aufmerksamkeit zu erregen. Nebelkerzen dienen dazu, mich auf dem Wasser zu finden. Kann auch verwendet werden, wenn man mal unerkannt entkommen muss...
  23. Blitzlicht. Habe ich auch nur, weil ich es mal geschenkt bekommen habe. Gleiche Funktion wie Nebelkerze.
  24. Elektronische Fackel (Leider nicht im Bild, weil sie noch in meiner Schwimmweste steckt)

 

Montag, 25. April 2022

Das Boot

Natürlich stellt das Boot den zentralen Ausrüstungsgegenstand dar, ohne den Paddeltouren schwierig sind. Hier beschreibe ich mein Boot, ein Seekajak Typ Nordkapp Jubilee der Marke Valley. Es ist 5,45 Meter lang und 53 Zentimeter breit. Das Volumen beträgt etwa 325 Liter. Wenn mich jemand fragt, der wie ich etwa 75 Kilogramm Lebendgewicht auf die Waage bringt, ob das Boot für ihn geeignet sei, würde ich ihm raten: Nimm ein kleineres! Ich habe die notwendige Kraft und Ausdauer und beherrsche die Technik, das Volumen zu handhaben. Der Vorteil ist, dass ich keine Probleme habe, Ausrüstung und Proviant für mehrwöchige Touren mitnehmen zu können, bzw. die umfangreichere Ausrüstung, die eine Fahrtenleitung erfordert. Meistens fahre ich aber nur Ausrüstung damit umher, die andere Tourteilnehmer leider nicht mehr in ihr eigenes Boot bekommen - oder ich habe einfach noch unglaublich viel Luft in den Stauräumen.

Was macht das Boot zum Seekajak? 

In erster Linie natürlich die Quietsche-Ente am Bug, die mich in heiklen Situationen beschützt und mir Mut macht, weil sie immer gute Laune hat!

Das Boot ist dreifach geschottet und hat eine Rundum-Leine. Die Rundumleine sollte nicht zu dünn sein, da man bei jeglichem Versuch, das Boot von außen zu mänövrieren, oder sich daran festzuhalten, auf diese Leinen angewiesen ist. Bei mir verläuft die Rundum-Leine im Bereich des Cockpits durch Plastik-Schläuche, was eine besonders angenehme Handhabung ermöglicht. Man sieht auf dem Bild noch einen der Scotch-Reflektor-Aufkleber. Die haben wirklich eine dramatische Wirksamkeit, wenn es darum geht, ein Kajak im Dunkel zu finden - sie reflektieren wie Hölle!

Die Toggle an beiden Enden des Bootes sind ausdrücklich nicht in erster Linie zum Tragen des Bootes gedacht. Im leeren Zustand mögen sie hierfür eine gute Hilfe sein, aber beladen sollte man das Boot nicht daran hochheben, sondern stattdessen den Rumpf selbst anfassen - oder eben gleich Tragegurte verwenden. Dass sie wie bei mir mittels Gummiband hochgebunden sind und damit nicht in der Gegend rumschaukeln, ist Geschmackssache. Wenn sie wie bei mir durch eine Schlaufe befestigt sind, sollten die beiden Enden der Schlaufe tunlichst gemeinsam durch eine Abstandshülse laufen, damit man beim Fassen nicht mit einem Finger in die Schlaufe fassen kann. Wenn man dann in der Brandung so sein Boot festhält und das sich fröhlich um seine Längsachse dreht, spielt der Finger weniger fröhlich den Klügeren. Das Band, das den Toggle hält, sollte unbedingt ständig auf Durchscheuern kontrolliert werden!

Ein Kompass ist ein unverzichtbarer Ausrüstungsgegenstand für ein Seekajak. Er muss nicht fest eingebaut sein, wie das bei meinem Boot der Fall ist. Ein Abnehmbarer leistet ebenso gute Dienste. Der unleugbare Vorteil eines fest Eingebauten besteht darin, dass man ihn nicht vergessen kann. Natürlich weiß jeder, dass ein Kompass durch metallische Gegenstände in seiner korrekten Arbeitsweise behindert wird. Aber wer denkt schon daran, wenn man die Gaskartusche im vorderen Schott unterbringt, weil sie gerade nur noch dort reinpasst! Am besten einmal ausprobieren und den Kompass dabei beobachten!

Decksgummis sind ebenfalls Bestandteil fast jeden Seekajaks. Sie sind möglicherweise verzichtbar, bieten aber vielfältige Möglichkeiten, etwas an Deck zu verstauen, was sonst quasi unmöglich ist. Allerdings sollte man ausgesprochen sparsam mit der Möglichkeit umgehen, Dinge an Deck zu platzieren. Bei mir sind im Bugbereich das Ersatzpaddel verstaut, die Lenzpumpe und der Contact-Tow. Wenn dann noch die Seekarte dazukommt, ist das schon ein überreichlich gedecktes Vordeck! Bzgl. Ersatzpaddel achte ich darauf, dass in einer Gruppe etwa je 3-4 Teilnehmer eines vorhanden ist. Hier ist auch die Vorleine zu sehen, die auf Slip gelegt ist. Ein einfacher Zug an der roten Kugel schmeißt die komplette Leine los - und ich kann mein Boot die Fischtreppe zur Schwentine daran hochziehen! Übrigens muss alles an Deck zusätzlich gegen Verlieren gesichert sein - auch die Pumpe, deren Sicherungsleine auf dem Foto lose in der Gegend baumelt! Bei einem Start mit einem reich bespickten Vordeck durch eine brechende Brandung hat mir die See einmal ziemlich deutlich das Prinzip "clean deck" vor Augen geführt. Ich musste dann zurückpaddeln und meine Habseligkeiten wieder einsammeln.

Unter Deck im Inneren des Cockpits ist meine fest eingebaute Lenzpumpe untergebracht und ein Knierohr, in dem ich meine Brille und eine Reihe von Snikkers jederzeit griffbereit verstaut habe (eigentlich würde ich statt Snikkers gerne Nuts mitführen - aber an die ist so schlecht ranzukommen). Die Schenkelpumpe hat mir schon oft wertvolle Dienste geleistet, weil ich mit ihr das Boot leeren kann, ohne das Paddeln aufzugeben. Aber natürlich stellt sie ein nicht unerhebliches Hindernis im Cockpit dar, was man mögen und worauf man sich einstellen muss. Immerhin gibt es bei mir keine Fußrasten, die auch eine potentielle Gefahrenquelle bei Aus- und Einstieg bedeuten können. 

Die Ausrüstung mit fest eingebauter und Handlenzpumpe erscheint vielleicht etwas overequipped. Allerdings ist eine fest eingebaute Pumpe weder zum Lenzen von fremden Booten zu gebrauchen, noch zum Lenzen vollgelaufener Schotten. Wenn man also auf etwas verzichten könnte, dann auf die feste eingebaute - aber leider auch nicht wirklich, wenn man wie ich auch viel alleine unterwegs ist 😏.

Am Mann dabei

Meine Schwimmweste hat ziemlich viele Taschen - aber auch das sind natürlich noch zu wenige. Ich habe die Weste mal genommen und alle Tasche...